Veröffentlicht am August 25, 2022 von Franziska Kral
Zitate einer spirituellen Odyssee
Im Jahre 1998 veröffentlichte Mark Matousek, der seinerzeit als Journalist für das berühmte Magazin ,,Interview" arbeitete, das Buch ,,Sex, Tod, Erleuchtung". In seiner Biographie beschreibt er die Dunkelheit seiner Kindheit, seinen Umzug in die Stadt New York und die damit einhergehende Karriere als Journalist. Als sein bester Freund plötzlich an Aids erkrankt und er mit dem Tod konfrontiert wird, begibt er sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Auf seiner Reise begegnet er einem Schriftsteller, der sowohl sein Partner als auch spiritueller Lehrer wird. Einige dieser Gespräche werde ich euch in diesem Blogeintrag zitieren, da das Buch meiner Meinung nach herzerfrischend ehrlich und auch philosophisch anspruchsvoll geschrieben wurde - Ken Wilber gab den folgenden Kommentar für dieses Buch ab: "Das ist die Geschichte einer außergewöhnlichen Reise - von der Oberfläche in die Tiefe, vom Äußeren zum Inneren, eine spirituelle Odyssee, die wirklich zeitgemäß ist."
"Rilkes Briefe an einen jungen Dichter: Das ist im Grunde der einzige Mut, den man von uns verlangt: mutig zu sein zu dem Seltsamsten, Wunderlichsten und Unaufklärbarsten, das uns begegnen kann. Dass die Menschen in diesem Sinne feige waren, hat dem Leben unendlich Schaden getan; die Erlebnisse, die man <Erscheinungen> nennt, die ganze sogenannte <Geisterwelt>, der Tod, alle diese uns so anverwandten Dinge, sind durch die tägliche Abwehr aus dem Leben so sehr hinausgedrängt worden, dass die Sinne, mit denen wir sie fassen können, verkümmert sind."
"Nehmen wir zum Beispiel dich", fuhr er fort (Alexander). "Du leidest unter dem schmerzhaften Verdacht, dass du dein Leben vergeudest. Nicht wahr?"
Ich versuchte erst gar nicht, diese Tatsache zu leugnen, sondern nickte einfach.
"Und wie fühlt sich das an?"
"Leer", sagte ich. "Manchmal fühle ich mich irgendwie.."
"Tot?"
"Ja."
"Weil du es bist", stellte Alexander fest. "Jeder Mensch ist es, solange er in seinem Ich festsitzt. In der buddhistischen Mythologie gibt es Wesen, die als hungrige Geister bezeichnet werden. Obgleich diese kleinen Trolle am Verhungern sind, haben ihre Münder nur die Größe eines Stecknadelknopfes, so dass sie an dem Festmahl, das sie umgibt, keinen Anteil nehmen können. Das bedeutet Depression."
"Weißt du, bis vor kurzem habe ich mich selbst eigentlich nie als depressiv empfunden."
Alexander lachte. "Ja, die Leute tun das nicht. Das ist das Problem. So viele Menschen in dieser Kultur wissen nicht einmal, dass sie selbstmordgefährdet sind. Das liegt daran, dass es zwei verschiedene Formen der Depression gibt. Es gibt die eintönige, von der jeder weiß - Leute, die Trübsal blasen, gelähmt sind -, und dann gibt es die Triumphalisten." (...) "Man misst die Verzweiflung des Triumphalisten an seinen Leistungen. Je schlechter er sich fühlt, desto schwerer arbeitet er, um es zu verdecken. Je mehr er sich selbst hasst, desto großartiger werden seine Ziele."
"Aber du darfst der Hoffnungslosigkeit nicht nachgeben. Dieses Gefühl des Abgestorbenseins in deinem Inneren, der intensive Hunger nach mehr ist die entscheidende Voraussetzung, um die Reise zu beginnen. Die meisten Menschen stehen am Ende ihres Lebens, müssen alles verlieren - oder wenigstens der Gefahr ausgesetzt sein, alles zu verlieren, bevor sie bereit sind, nach etwas anderem zu suchen."
"Früher oder später steht jeder vor der gleichen Wahl. Ein neues Leben anfangen oder in dem alten, das man hat, sterben. Wache auf oder verhungere wie einer der hungrigen Geister. Dieser Hunger, den du spürst, ist latent in jedem Menschen, doch die meisten Menschen warten, bis sie auf ihrem Totenbett liegen, bis sie sich ihm stellen. Und dann ist es im allgemeinen zu spät."
"Ich will dir eine Geschichte erzählen", sagte Alexander weich, als ob er meine Gedanken lesen könnte. "Es war einmal eine Familie von Fröschen, die auf dem Grund eines tiefen Brunnens lebte. Eines Tages entkam einer der Frösche aus dem Brunnen und sprang den ganzen Weg zum Meer. Als er diese ausgedehnte Bläue erblickte, die so weit reichte, wie seine Froschaugen sehen konnten, da war er erstaunt und überwältigt. Er hüpfte, so schnell er konnte, zurück zum Brunnen, um den anderen Fröschen zu berichten, was er gesehen hatte. Sie glaubten ihm nicht. Sie sagten: Dieser Brunnen ist die einzige Wirklichkeit, dieses kleine bisschen Schlamm und schmutziges Wasser, diese Dunkelheit, der Schleim und die festen Mauern. - Er versuchte alles, um sie zu überzeugen, aber die Frösche glaubten nur an das, was sie von ihrem Platz auf dem Grund des Brunnens aus sehen konnten. Schließlich erklärte sich einer der Frösche bereit, die Behauptung seines Bruders zu überprüfen und ihm aus dem Brunnen heraus zum Meer zu folgen. Sie hüpften und hüpften, bis sie zu einer Anhöhe, von der aus man das Meer überblicken konnte. Der zweite Frosch, dessen Augen an die Dunkelheit gewöhnt waren, blickte das Meer einmal an - diese phantastischen, glitzernden, ausgedehnten Wassermassen, in denen Wellen wie Juwelen im Sonnenlicht glitzern-, und sein Kopf explodierte."
"Wir alle sind Frösche tief im Brunnen, bis wir uns hinauswagen, unseren Unglauben aufgeben und darauf vertrauen, dass es mehr im Leben gibt als das, was man mit den Augen sehen kann. Es ist die größte Dummheit und Arroganz anzunehmen, dass das, was der Verstand wahrnimmt, die ganze Reichweite menschlichen Potentials ist. Der Verstand kann nicht erfassen, was über ihn hinausgeht. (...) Wenn wir uns an dem festhalten, was wir wissen, dann kann nicht Neues hinzukommen."
"Der Weisheit Gelegenheit geben, Wurzeln auszubilden."
Mark Matousek: Sex, Tod, Erleuchtung (1998)
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