Psychologische Beratung & Coaching

Alle Wege führen zu dir



Veröffentlicht am Juli 08, 2022 von Franziska Kral

Die Sucht & die Suche 

Welche Funktionen erfüllt die Sucht?

Und inwiefern kann sie uns dabei behilflich sein, unserem inneren Kern näher zu kommen?

Die Sucht ist die Suche nach dem eigenen Selbst, sie ist ein kompensatorisches Verhalten, welches so lange ausagiert wird, bis das eigene Selbst gefunden wird. Hierbei muss man zwischen dem Schweregrad der Sucht unterscheiden, besteht eine gefährliche Drogen, Ess- oder Magersucht, sollte man sich schnellstmöglich Beistand und Hilfe suchen. Dies gilt natürlich auch für weniger schwerwiegendes Suchtverhalten, dass dich im Alltag stark belastet und begrenzt. Erleichterung erfährt man genau dann, wenn man die eigene Verurteilung für das Suchtverhalten einstellt – allerdings sei hierzu gesagt, dass der innere Kritiker ungerne schweigt und allzu oft Monologe über das eigene Fehlverhalten führen mag. 

Süchte sind sowohl selbstschädigend, als auch in einigen Fällen fremdschädigend – sei es der Spielsüchtige, der seine Familie in den Ruin treibt – oder der kritiksüchtige, der keinen Makel eines Anderen unbemerkt lässt oder der Dominante, der die Sucht nach Macht ausagieren muss. Alle Süchte stellen eine Form der Selbstregulation dar, ob Essen, Kaufen, Fernsehen, Analysieren, Internet, Kaffee&  Zucker. All dies sind Formen der Selbstregulation, die zu einem Gefühl führen, die einem auf den ersten Blick ohne die Süchte fehlen würde. Kann die Sucht nicht befriedigt werden, tritt häufig eine depressive Leere oder auch Unruhe ein – verweilen möchten die wenigsten darin. 

Süchte sind somit der nach außen projizierte Versuch nach Selbstregulation, Sehnsüchte nach Gefühlszuständen. Manchmal ist es die Sehnsucht nach Ruhe & Frieden, nach Anerkennung, nach Geborgenheit & Liebe, manchmal aber auch die Aufregung und Freude. Süchte trennen uns von unserer Mitte im Inneren, weil sie immer nach außen gehen. Man sucht sich selbst, aber man sucht sich im Außen – obwohl man das Selbst nur im Innen finden kann. Die Sucht stellt nur die Folge, das Symptom einer Ursache dar – wer also die eigene Sucht verstehen möchte, muss die dahinterliegende Ursache erkennen. Das Symptom ist in der Regel austauschbar und hat sich aus der individuellen Lebensgeschichte entwickelt – sehr viel wichtiger ist es also, sich die Aufgabe anzusehen, die sie erfüllt. Wer also lediglich das Symptom, also die Sucht bekämpfen und bezwingen möchte, ohne die Ursache dessen zu erforschen, wird nicht allzu weit kommen. Häufig ist die Ursache hinter einer Sucht das Bedürfnis eines Menschen nach Sicherheit, Geborgenheit und bedingungsloser Liebe. 

Wenn dieses Bedürfnis als Kind nur unzureichend von den primären Bezugspersonen erfüllt wurde, dann entsteht in dem Kind eine Überlebens-Strategie, die den Körper befähigt, dieses schmerzhafte, traumatische Erlebnis zu überleben. Der emotionale Schmerz, den dieser Mangel an Zuwendung auslöst, wird von der verursachenden Bezugsperson abgetrennt, damit das von ihm abhängige Kind nicht an der Wahrheit, verlassen zu sein – verzweifelt und stirbt. In dieser Erstarrung des Nervensystems des Kindes, der defensiven Haltung des Organismus, fühlt sich der Körper nicht in Sicherheit. Sein Grundbedürfnis überträgt das Kind auf ein ‚Verhalten‘, das dieses Gefühl von Geborgenheit als Stellvertreter erfüllen soll. Da diese Überlebensstrategie niemals die Geborgenheit der Eltern oder anderen Bezugspersonen generieren kann, ist eine Wiederholung der Handlung notwendig – dabei übernimmt sie eine überlebenswichtige Funktion für den Körper des Kindes. Hierbei kann die Ersatzhandlung, eine relative Stabilisierung des Nervensystems begünstigen und eine gewisse Handlungsfähigkeit entstehen lassen. 

Wer beispielsweise zwanghaft seine Hände wäscht, weil sie mit einem Gegenstand in Berührung gekommen sind – den er als ekelig/ bedrohlich oder nicht sicher einordnet, versucht mithilfe der Handlung des Waschen einen Zustand der relativen Sicherheit herzustellen. Die empfundene Unsicherheit bei der Berührung des vermeintlich gefährlichen Gegenstanden stellt eine Übertragungs – Überlebensstrategie des Kindes dar. Die Wahrheit dahinter lautet, ich fühle mich bei meinen Eltern nicht sicher. Wenn unser Erwachsenen – Selbst sowohl Mitgefühl als auch Wertschätzung für den verletzten Kind-Anteil und seine entwickelten Handlungsstrategien empfindet, sind wir auf dem Weg der Heilung. Wenn wir allerdings jenen Teil in uns abwerten, uns klein machen, sowohl den kindlichen als auch den erwachsenen Anteil – werden wir der Sucht noch mehr Energie zum Wachsen geben. Nur indem wir uns selbst annehmen und in einen vernünftigen Diskurs mit unserem individuellen Kritiker eingehen, können wir neue/ liebevolle Möglichkeiten finden, um das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit zu erfüllen.

Selbstschädigung ist eine Folge von unterdrückten Bedürfnissen, Fremdschädigung dagegen eine Folge von abgewehrten Bedürfnissen, z.B. kann der Täter diese auf sein Opfer projizieren. Allerdings geht es in beiden Fällen um Bedürfnisse, die man sich selbst nicht zugesteht, weil man sie nicht als erfüllt erlebt hat. Man spaltet sie also von sich ab, und genau durch diese Abspaltung lassen sich die Bedürfnisse nie vollständig erfüllen. Unterscheiden muss man zwischen den Menschen, die sich ihrer Sucht bewusst sind und diese nun nutzen können, um ihren inneren Kern näher zu kommen und denjenigen, die ihre Sucht negieren und abstreiten. 

Solltest du zu den ersteren gehören, kannst du für dich nach Antworten auf die folgenden Fragen suchen:

Was lässt sich nicht (mehr) kontrollieren?

Für was könnte deine Sucht stehen?

Welche Umstände werden dadurch leichter?

Welchen Ersatz wofür bietet sie oder das entsprechende Mittel?

Wirst du dadurch mutiger, aktiver, kreativer oder gedämpfter und kannst dadurch besser abschalten, verdrängen?

Oder wirst du im Gegenteil emotionaler und kannst endlich mehr empfinden?Was fehlt dir, wenn das Mittel nicht vorhanden ist?

Was ändert sich dann gefühlsmäßig, gedanklich oder körperlich?

Zudem können Süchte durch Gebote und Verbote entstehen und dadurch einen ungeheuren Reiz auf uns ausüben, stelle dir also zusätzlich die Frage – welche Verbote dich in deinem Leben begleitet haben, von denen du dich befreien wolltest?

Schlussendlich sollte man die Sucht nicht verurteilen, wir sind alle Süchtig – ob es der Mensch mit Helfersyndrom ist, der Handysüchtige – Klatschsüchtige. Die Sucht hat immer eine Funktion, und kann uns somit beim Finden des eigenen Kerns und Selbst unterstützen.



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