Psychologische Beratung & Coaching

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Veröffentlicht am April 21, 2022 von Franziska Kral

Hingabe

Was bedeutet Hingabe?

Und wem oder was sollen wir uns denn hingeben?

Warum gilt die Hingabe als Schlüsselelement für luzides Träumen & andere mystische Erfahrungen?


Der Begriff der Hingabe löst in vielen Menschen ambivalente Gefühle aus, oft verbinden wir damit einen Verlust von Kontrolle, Kapitulation oder verbinden sie mit der Auslieferung. Wahre Hingabe hat allerdings keine Unterwerfung an ein bestehendes System oder fremdes Diktat im Sinn, sich unterwerfen bedeutet schließlich – die eigene Macht jemanden zu übergeben, der dem Schein nach mächtiger ist als wir selbst. Im Idealfall sollte Hingabe mit höchster Achtsamkeit verbunden sein, diese zeichnet sich dadurch aus – dass sie belebend, bereichernd und kraftvoll wirkt. 

Im Tibetischen Totenbuch vom Leben und Sterben zitiert der Autor (Sogyal Rinpoche) folgende Worte Buddhas: „Einzig und allein durch Hingabe kann man die absolute Wahrheit erkennen“, seiner Meinung nach habe dies nichts mit kritikloser Anbetung oder der Abgabe von Verantwortung an äußere Systeme oder Autoritätspersonen zu tun. „Wahre Hingabe ist eine stetige Empfänglichkeit für die Wahrheit. Wahre Hingabe hat ihre Wurzeln in einer ehrfurchtsvollen Dankbarkeit, die zugleich klar, geerdet und intelligent ist.“ Ich interpretiere Hingabe in dem Sinne, dass wir uns vertrauensvoll dem Leben öffnen und unsere Intelligenz, innere Stärke und Unterscheidungsvermögen entwickeln. Und wer wohl, ist der große Gegenspieler der Hingabe? Es ist die Angst, die Enge und Verschlossenheit vor der Welt – wie sagte Hermann Hesse in seiner Geschichte „Klein und Wagner“ so schön: „In Wirklichkeit gab es nur eines, vor dem man Angst hatte: das Sich-fallen-Lassen, den Schritt in das Ungewisse hinaus, den kleinen Schritt hinweg über all die Versicherungen, die es gab. Und wer sich einmal, ein einziges Mal hingegeben hatte, wer einmal das große Vertrauen geübt und sich dem Schicksal anvertraut hatte, der war befreit. Er gehorchte nicht mehr den Erdgesetzen, er war in den Weltraum gefallen und schwang im Reigen der Gestirne mit. So war das. Es war so einfach, jedes Kind konnte das verstehen, konnte das wissen.“

Warum also benötigen wir eine gewisse Hingabe, um beispielsweise luzides Träumen zu erlernen oder andere mystische Zustände auszulösen?

Stelle dir vor, du warst noch nie am Meer, hast nie das Meeresrauschen auf dich wirken lassen, deine Füße ins kalte Wasser gehalten. Du bist nie in den Genuss gekommen, im Meer zu schwimmen oder in der Tiefe des Gewässers unterzutauchen und versuchst dann aber über die Distanz herauszufinden, wie es sich anfühlt. Allzu häufig denken wir, das Lesen und Recherchieren über gewisse Erfahrungen würde ausreichen um einen prägenden Eindruck davon zu gewinnen. Die Theorie ist zwar inspirierend, allerdings ist es die Praxis, der echte und direkte Kontakt - der uns wachsen und Erfahrungen sammeln lässt. Egal ob du auf der Suche nach Wahrheit, Weisheit oder Spiritualität bist, ein gewisses Maß an Hingabe ist dann bereits vorhanden. Sie äußert sich durch eine fast kindliche Neugierde, Begeisterung und einem Forscherdrang, wir hegen den tiefen Wunsch alles bisher Erfahrene zu übersteigen und sind leidenschaftlich, spontan und kraftvoll.

Hingabe kann sich über längere Zeiträume erstrecken, diszipliniert und mithilfe einer regelmäßigen Ausübung der jeweiligen Techniken – vergleichbar mit Ausdauersportlern, die einen langen Atem haben. Auf der anderen Seite kann Hingabe auch eine gewisse Energie in kurzer Zeit generieren – wir erleben phasenweise das bahnbrechende Interesse an gewissen Themen & Erfahrungen. Zusammengefasst gibt es Menschen, die einen sehr langen Atem haben, mehr als 10 Jahre meditieren bis sie an ihre Ego Grenzen stoßen, während der andere innerhalb kürzester Zeit intensivste Erfahrungen macht. Dazu sei gesagt, dass alle Informationen, die zum aktuellen Zeitpunkt wichtig und dienlich für dich sind, immer verfügbar sein werden. Sollte dich also der Mut verlassen, weil es mit dem luziden Träumen einfach nicht funktionieren möchte, erinnere dich daran – dass jeder Schritt auf deinem Weg konstruktiv für deine Entwicklung ist. Jeder Trübtraum an den du dich erinnern kannst, ist ein Erfolg auf deinem Weg zur Bewusstwerdung.

Letztendlich bin ich der festen Überzeugung, dass sich alles zum richtigen Zeitpunkt offenbart, halte daher immer alles für möglich und verliere nie den Glauben an dich, nur weil deiner Meinung nach noch nichts passiert ist. Das Leben ist eine Prüfung, es stellt uns verschiedene Tests zur Verfügung und wir entscheiden letztendlich, wie wir diese meistern und interpretieren wollen. Auch die kleinsten & subtilsten Erfahrungen zählen, wenn du also bereits bist diese wertzuschätzen – bist du bereits erfolgreich in deiner Praxis. Solltest du deiner Meinung nach keine Erfolge im Klarträumen (oder anderen mystischen Erfahrungsbereichen) erreicht haben, kannst du dir außerdem die folgenden Fragen stellen. Die Fragen beziehen sich zwar auf das Klarträumen, allerdings kannst du diesen Begriff auch durch einen anderen Bereich im Leben austauschen, den du erforschen möchtest!

Wie wichtig ist mir das Klarträumen im Alltag? 

Nutze ich freie Zeiträume um an meiner Traumklarheit zu arbeiten oder erscheint es mir doch zu oft als lästig und beschäftige ich mich dann doch mit anderen Themen?

Wieviel Raum nehmen meine Gedanken zu diesem Thema ein?

Kann ich an mich und meine Fähigkeiten glauben oder hege ich allzu häufig Zweifel?

Zu guter Letzt besteht die Frage wie tief dein Wille auf unterbewusster Ebene wirklich ist, gewisse Ziele, Techniken oder Bewusstseinszustände zu erreichen. Haben wir unterbewusst vielleicht sogar Angst davor – sie zu erreichen und die eigenen Grenzen zu sprengen? Reicht es uns doch, nur den kleinen Zeh ins Wasser zu halten – als ins Meer zu rennen und uns von den Wellen mitreißen zu lassen? Wenn die Begeisterung nur anteilig vorhanden ist, wird sich unser Weg sehr viel holpriger gestalten als wenn wir eine tiefere Absicht hegen. Je mehr Klarheit wir also über unser Unterbewusstsein erlangen, desto mehr können wir uns fallen lassen, neue Erfahrungen sammeln und echte Hingabe entwickeln.






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