Veröffentlicht am März 13, 2022 von Franziska Kral
Abwehrmechanismen des Egos
In diesem Blogeintrag möchte ich euch einige der häufigsten Abwehr und Schutzmechanismen des Egos vorstellen. Einige dieser Mechanismen entwickeln wir bereits in der Kindheit um unser Welt- und auch Selbstbild zu stabilisieren und die Konfrontation mit der Wirklichkeit zu vermeiden. Wir sind bereits im frühen Alter verzettelt in die Gefühls- und Leistungswelten von Familie, Gesellschaft und Schule.
Äußere Erwartungen an unser Handeln, Denken und Fühlen begleiten unseren Alltag und wir erliegen dem Zwang der Anpassung. Abwehrmechanismen können als psychische Manöver betrachtet werden, durch die wir ein überschaubares Weltbild aufrecht erhalten können. Die maßgeblichen Gefühle hinter diesen Abwehrmechanismen sind Angst, Stress und Panik – um diese Gefühle nicht in ihrer vollen Intensität fühlen zu müssen und uns somit zu gefährden – tun wir unliebsame Dinge, unterlassen etwas, obwohl wir aus tiefstem Herzen anders reagieren wollten.
Während ich dir die verschiedenen Mechanismen vorstelle, fühle in dich hinein – welche auch auf dich zutreffen. Indem wir unsere verschiedenen Triggerpunkte und Schattenanteile erkennen, konfrontieren wir uns mit den ureigenen Ängsten und können sie so – Schritt für Schritt erkennen und neue Handlungsmuster entwickeln.
Abwertung:
Abwertung spielt eine herausragende Rolle als Abwehrmechanismus. Indem wir Aspekte der Realität als bedeutungslos und ohne Wert betrachten – wehren wir die Infragestellung unseres Selbst und Weltbildes ab. Weil wir uns verunsichert fühlen, richten wir die Abwertung sowohl gegen bestimmte Wirklichkeitsaspekte als auch gegen Menschen. Indem wir die Musik des Anderen kleinmachen oder auch Eigenschaften abwerten – versuchen wir unbewusst unseren eigenen Selbstwert zu steigern – auf Kosten unseres Gegenübers. Die Abwertung kann sowohl im Stillen vollzogen werden, um narzisstische Zweifel zu befriedigen oder auch laut, was sich dann wiederum im Mobbing zeigt.
Rationalisierung/ Affektisolierung
Die Rationalisierung oder auch Affektisolierung nutzt das Ego, um unerwünschte Emotionen als Reaktion auf ein Ereignis auszublenden. Man könnte auch sagen, dass Gefühl wird unbewusst in Quarantäne geschickt. Dabei erlebt der Mensch sich als ausführendes Organ einer nüchternen Notwendigkeit – dabei handelt das Ego so, als hätte es mit den eigenen Gefühlen nichts zu tun. Wer beispielsweise von seinem Partner erfährt, dass dieser eine Affäre hatte und dabei völlig gefasst bleibt und lautlos seine Sachen packt – nutzt diesen Abwehrmechanismus, um sich vor verletzten Gefühlen und auch das Offenbaren dieser zu schützen. Gleichzeitig wird man allerdings von diesen ausgeblendeten Gefühlen bestimmt – so steckt oft hinter dem Schweigen im Falle einer Trennung, der Impuls – seinen Partner mit Ignoranz zu bestrafen.
Altruistische Abtretung/ Helfersyndrom
Mithilfe der altruistischen Abtretung werden eigene Interessen verleugnet. Häufig wird dieser Abwehrmechanismus auch als das sogenannte Helfersyndrom deklariert – der sogenannte Altruist setzt sich hemmungslos für das Leben anderer ein und erhebt keinen Anspruch auf die Erfüllung eigener Bedürfnisse. Der Erhalt besonderer Dankbarkeit wertet das Ego auf, eigene Probleme können ignoriert und bagatellisiert werden. Das Gefühl, von anderen gebraucht werden – gibt einem auf unterbewusster Ebene das Gefühl von Macht aber auch Sinnhaftigkeit. Als Beispiel kann der aufopferungsvolle Sozialarbeiter gesehen werden, der all seine Kraftreserven verwendet – um seinen Klienten jeden Wunsch zu erfüllen, der gute Freund – der es allen Recht macht und immer aufsprungbereit zur Hilfe eilt – oder auch die Mutter, die ihr eigenes Leben vernachlässigt und nur noch die Kinder im Sinne hat. Dieser Abwehrmechanismus kann im Guten betrachtet Not lindern und Bindungen festigen – auf pathologischer Ebene allerdings zu einem Burnout, zu unerwünschten Abhängigkeiten oder auch zur Beihilfe von Unselbstständigkeit bei den Umsorgten führen.
Autoaggression
Die Autoaggression ist ein Abwehrmechanismus, in dem aggressive Impulse als Risiko für zwischenmenschliche Beziehungen betrachtet werden. Ihr Ausdruck wird häufig gefürchtet, da es die eigene Rolle als Beziehungspartner gefährden kann. Bei der Autoaggression werden solche Impulse vom Beziehungspartner weg und auf sich selbst gerichtet – dadurch verhindert man sich unbeliebt zu machen oder gar verlassen zu werden. Im besten Fall erntet man dadurch Zuwendung und Aufmerksamkeit. Anstatt seine Empörung gegenüber des Verhaltens eines guten Freundes also zum Ausdruck zu bringen, richtet man die Aggression gegen sich selbst. Die Wut wird beispielsweise mithilfe von Alkohol ertränkt oder anderem selbst verletzendem Verhalten. Dabei schimmert immer die Aggression gegen die Bezugsperson durch – allerdings wird nicht die reale Beziehung geschützt, sondern lediglich die Rolle, die man innerhalb dieser spielt.
Dramatisierung
Wer das eigene Erleben und Empfinden oder die Taten anderer gerne dramatisiert und Sachverhalte mit übermäßig hohem emotionalen Aufwand darstellt – ist dem Abwehrmechanismus der Dramatisierung erlegen. Dabei werden gerne und häufig Superlative verwendet und auch wiederholt. Wer dramatisiert, fürchtet nicht ausreichend von seinen Menschen beachtet zu werden. Ein Regentropfen wird dann als Monsun dargestellt, der ruhige Abend mit Freunden als die Party schlechthin. Man versucht mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu erlangen – allerdings kann diese Methode oft fehlschlagen und Unverständnis im Gegenüber auslösen. Je öfter man dramatisiert, desto weniger Interesse zeigt der Mitmensch an dem Erlebten – was in manchen Fällen dazu führt – dass der Dramatiker es zum Anlass nimmt, noch dicker aufzutragen. Dabei verliert er den Bezug zu seiner Integrität und Authentizität – der Blick ist dann so sehr auf den Effekt seiner Mühe gerichtet, dass er sowohl sein eigenes Innenleben sowie das seines Gegenübers missachtet. Das Zucken am Auge könnte ein Symptom für Erblindung darstellen, das Kribbeln im Bauchnabel die Vorstufen zum Krebs.
Idealisierung
Als letzten Abwehrmechanismus möchte ich euch die Idealisierung vorstellen, hierbei wird im Anderen oder einem Sachverhalt nur noch die positive Seite gesehen. Sie gilt als Teilaspekt der Spaltung und bezweckt, Kritik und Konkurrenzimpulse- die letztendlich zu Konflikten führen könnten, abzuschwächen. Zudem kann das eigene Selbstwertgefühl dadurch gesteigert werden – indem man sich mit der bewunderten Person verbunden fühlt und sich mit den idealisierten Teilaspekten dieser identifiziert. Oft wehren wir dadurch unsere eigene Weiterentwicklung in Richtung von mehr Autonomie und Eigenverantwortung ab, negative oder unter anderem missbräuchliche Eigenschaften der bewunderten Person werden ignoriert und verleugnet. Letztendlich scheuen wir uns vor dem Schatten in unserem Gegenüber – und demnach auch vor unserem Eigenen. Die Medaille hat bekanntlicherweise immer zwei Seiten – wenn wir nur eine Seite betrachten – entwickeln wir eine wirklichkeitsferne und verzerrte Wahrnehmung und scheuen es vor dem Blick auf das Ganze.
Letztendlich bauen wir mithilfe der unterschiedlichen Abwehrmechanismen einen inneren Widerstand auf, einen Widerstand gegen das Leben – gegen echte Bindungen und Nähe. Wenn wir uns als getrennt von allem was existiert fühlen, erliegen wir weiterhin der Illusion von Getrenntheit und Isolierung. Indem wir abwehrendes Verhalten erkennen – können wir ein besseres Verständnis sowie Akzeptanz für unser individuelles Innenleben erlangen und tiefere Beziehungen zu unserer Umwelt und den Mitmenschen darin aufbauen!
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